Sonntag, 29. März 2009

Earth Hour - die Deutschen hatten keine Lust...

...und Spiegel Online beklagt es. Denn, so wird geschrieben, dass wir dadurch "die Schönheit der Nacht" verpasst haben, unter anderem. Und, natürlich die Chance, den Frust über verpasste Chancen (bei der Politik) in eine Wohlfühlstunde mit Kerzenschein umzuwandeln.

Es ist schon eine seltsame Logik, welche diese Schreibe zu Tage bringt. Wobei anzumerken ist, dass es die Politik hierzulande ist, welche diese Stilblüten bei den Schreiberlingen produziert. Nichts gegen die Schönheit der Nacht, aber diese ist in den Städten wirklich kaum noch zu erleben. Wer sieht denn bei der Helligkeit der Nächte noch den Sternenhimmel?

Es stimmt schon: Wenn es die Chance gibt, unter freiem, Himmel, ohne störende Vollbeleuchtung zu stehen - in der Schwärze der Nacht - darüber der Sternenhimmel, den Kopf in den Nacken gelegt, das ist etwas gänzlich anderes.

Der Spiegel schreibt auch nur über die Stadt, und wie sie im Dunkeln ist - auch schön, ja sicher. Trotzdem ist das nichts gegen einen Himmel unter dem ein Mensch steht, in die Sterne starrt, bis ihm schwindlig wird vom Sog der leuchtenden Punkte da oben, die so herrlich blinken. Dazu braucht es aber keine Kerze.

Symbolik ist nicht schlecht, wenn sie einen Sinn macht. Doch das, was mit der Earth Hour noch abgeht, macht wenig Sinn. Denn, wer hält sich schon daran? - Noch nicht einmal Al Gore selber.

Samstag, 28. März 2009

von Finkeldey zu Horst Köhler

http://kritik-und-kunst.blog.de/2009/03/28/hans-guenter-glaser-horst-koehler-5850499/

Hans Günter Glaser über Horst Köhler



Die bildenden Künstler könnens wieder mal besser ausdrücken als wir Literaten (wer denkt nicht an Staeck und seine Warnung davor, dass die SPD 1972 den deutschen Arbeitern ihre Villen im Tessinischen wegnehmen wollte...); ich danke Hans-Günter Glaser für die Erlaubnis, seine Köhler-Karikatur hier rein zu stellen und empfehle Glaser auch ansonsten wärmstens.

koehlerkarikatur

Muss man das noch kommentieren? Dieter Hundt, der sich mehrere Jahrzehnte lang nicht entblödete, ein neoliberales Mantra nach dem anderen abzusondern, hat heute, ganz auf Köhler-Linie, seine Forderung nach "Maßregelung des Kapitalismus" entdeckt, denn, so Hundt allen Ernstes:

"Wir haben in der Vergangenheit überzogen." Das gelte nicht nur für Manager, sondern allgemein.
Herr Hundt mag jetzt gerne "Empörung" inszenieren, aber ich glaube ihm kein Wort und bin damit wohl zu Recht nicht allein: Der einzige Maßregelvollzug, den Typen wie Hundt letztendlich wirklich wollen, ist der gegen Erwerblose.

Typen wie Hundt müssen wieder und wieder delegitimiert werden. Zwischen denen und uns ist kein Gespräch mehr möglich - und das haben nicht wir zu vertreten: Wir waren ja immer gesprächsbereit. Es waren Köhler, Hundt und ihre lediglich variierten Dauer-Textbausteine, die per "die Rendite hat immer Recht" jedes Gespräch abgebrochen haben.

Es geht nicht um die Personen Köhler und Hundt. Diese austauschbaren Typen sind persönlich belanglos bis zum Rührenden. Es geht um das, was diese Gesichter ohne Gesicht verkörpern.


Warten auf die Sommerzeit


Mit dem Umstellen der Uhrzeit wird sie schon beschworen, die Sommerzeit - auch wenn es draussen noch so ungemütlich ist. Die Flucht vor dieser Realität endet im Bett, und in Träumen, die am Morgen nicht so recht enden wollen, wenn der "Jetlag" droht.

Die Katzen wissen es jetzt auch schon, nach mehrjähriger Erfahrung, dass an der Zeit herumgebastelt wird, sind ein wenig unruhig, und wollen zum Trost Leckerli herausschinden. Doch wer, oder was, tröstet uns Menschen?

Was könnte uns beruhigen, darüber, dass uns alles Mögliche genommen wird - und wir es zulassen - aus oft auch falsch verstandener Aufgeklärtheit? Die Feiertage werden unwichtig, denn keiner will sie noch verstehen. Dazu sind wir zu aufgeklärt - aber was hat das damit zu tun? Muss wirklich jeder Brauch abgeschafft werden, nur weil in der Vergangenheit damit Ungutes geschehen ist?

Das Moderne aber verwerfen wir nicht, obwohl darin auch nicht alles so toll läuft, und nur Gutes geschieht. Merkwürdige Menschen sind wir. Anstrengen wollen wir uns nicht dafür, unsere eigene Interpretation zu finden, selber etwas Gutes aus Altem zu retten, und Eigenes einzubringen. Das lassen wir zu, während doch wieder die alten Schlagworte greifen, die für uns nur neu verpackt wurden: "Du sollst nicht denken, sondern arbeiten!"

Also, roboten wir uns durch die Zeiten, warten auf die wärmende Sonne nach einem heftigen Winter, und lassen uns einreden, dass diese Sonne seit Neuestem zu warm auf uns herabscheine. Und, wir versuchen im Wirrwarr dieser neuen Mythologien zu verstehen, warum dieser Winter angeblich wieder zu warm gewesen sein soll, obwohl wir gefroren haben, als wir uns über den hart gefrorenen Schnee kämpften.

Wir haben in dieser Nacht an den Uhren gedreht, obwohl uns die Ahnung beschlich, dass es besser gewesen wäre, alles so zu lassen - im alten, auch normalen Zeitablauf. Und trotzdem lassen wir uns dauernd weiter enteignen, noch mehr entleeren, noch willfähriger machen. Nichts ist mehr heilig, nichts bedeutet mehr etwas, nichts Besonderes mehr. Und dann plötzlich wundern wir uns, wenn das Leben tatsächlich zu einem Einheitsbrei wird, in dem nichts Besonderes mehr zu geschehen scheint - jedenfalls nicht in positivem Sinn.

Wir müssen es schon selber regeln, anders ist es nicht möglich. Das Besondere muss schon jeder Mensch selber entdecken, anders geht es nicht. Wir sollten uns nicht jeden Rahmen dafür einfach wegnehmen lassen.

Eine andere Art Artikel darüber, dass das Uhrendrehen ungeliebt ist, findet sich hier:


http://www.faz.net/s/Rub9FAE69CECEA948EAAFE2806B54BF78AA/Doc~EBC7740EDADCB4542B146202F8AACDF42~ATpl~
Ecommon~Scontent.html



Zeitumstellung

Die Deutschen mögen die Sommerzeit nicht


28. März 2009 Die meisten Deutschen lehnen die zweimalige Umstellung der Uhren im Jahr ab. In einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts im Auftrag der „Bild am Sonntag“ stimmten 55 Prozent der Forderung zu, die Sommer- und Winterzeit abzuschaffen. Dagegen sprachen sich 41 Prozent für die Zeitumstellung aus.

In Westdeutschland sind 54 Prozent für die Abschaffung, im Osten sogar 62 Prozent. Für die Studie wurden am Donnerstag 503 Menschen befragt. Jüngere Deutsche zwischen 14 bis 29 Jahren sehen das Drehen an der Uhr positiver: 56 Prozent wollen an der Regelung festhalten; 41 Prozent sind dagegen. Bei den 40- bis 49-Jährigen haben 77 Prozent keine Lust mehr auf die Zeitumstellung, 21 Prozent wollen sie beibehalten. Befragt wurden am Donnerstag 503 Personen. Allerdings waren bei einer Umfrage der Zeitung zum selben Thema im März 2008 noch mehr Deutsche (62 Prozent) dafür, die Zeitumstellung wieder abzuschaffen.


n diesem Sonntag ist die Nacht eine Stunde kürzer als sonst. Zur Umstellung auf die Sommerzeit wird in Deutschland und allen anderen EU-Ländern um Punkt 2.00 Uhr die Uhr um eine Stunde auf 3.00 Uhr vorgestellt. Morgens bleibt es damit länger dunkel und abends länger hell. Zuständig für das Zeitsignal ist der Sender DCF 77 in Mainflingen bei Frankfurt/Main. Am 26. Oktober endet die Sommerzeit.

Wer sich immer wieder fragt, in welche Richtung es nun diesmal wieder geht, dem sei geraten, über eine Eselsbrücke in die neue Zeit zu reiten. Alle wollen zur Wärme, also wird die Zeit „in Richtung Sommer“ umgestellt: im Frühling eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück.

Geschichte des versuchten Energiesparens

Die Historie der Zeitumstellung ist eine Geschichte des - versuchten - Energiesparens. Als Urvater der Sommerzeit gilt Benjamin Franklin (1706-1790). Der amerikanische Politiker und Erfinder kritisierte 1784 in einer Denkschrift über „die Kosten des Lichts“ den hohen Verbrauch an Kerzen und forderte eine Zeitumstellung zur besseren Ausnutzung der natürlichen Helligkeit. Es sollten mehr als 100 Jahre vergehen, bis erste Staaten im Sommer an der Uhr drehten.

In Deutschland war es 1916 soweit. Energie für Strom war während des Ersten Weltkrieges knapp, und das Kaiserreich wollte durch längeres Tageslicht die Arbeitskraft der Beschäftigten in der Rüstungsindustrie besser ausnutzen. Ähnliche Gründe dürfte es gehabt haben, als im Zweiten Weltkrieg die Berliner Machthaber 1940 die Sommerzeit wieder einführten. Sie galt dann bis 1949. Im Notjahr 1947 gab es sogar eine Hochsommerzeit, und die Uhren wurden für Mai und Juni eine weitere Stunde vorgestellt.

Weniger Licht machen, dafür mehr heizen

Erst von 1980 an mussten die Deutschen im Frühjahr wieder eine Stunde früher aufstehen. Andere Länder waren der Zeit voraus, als damals die Bundesrepublik - zeitgleich mit der DDR - unter dem Eindruck der Ölkrise von 1973 die Sommerzeit einführte. Energiesparen war das Hauptmotiv für das 1978 beschlossene Zeitgesetz „für eine bessere Ausnutzung der Tageshelligkeit“. Experten hatten errechnet, dass damit der Stromverbrauch um etwa 0,15 Prozent zurückgeht.

Aber: Nach Erkenntnissen des Bundesumweltamtes brennen zwar während der Sommerzeit abends weniger Glühbirnen, dafür wird morgens mehr geheizt. Wer früher aufsteht, dreht auch eher am Thermostat - besonders im oft noch kühlen Monat April. Insgesamt steige der Energieverbrauch dadurch sogar an. Auch nutzen mehr Menschen die Helligkeit am Abend zu Ausflügen mit dem Auto. Ergebnis: höherer Benzinverbrauch statt Einsparung von knappem Öl.

Hoffen auf „Momo“

So alt wie die Sommerzeit ist der Widerspruch gegen die „gestohlene Stunde“. Man hofft auf eine „Momo“, die wie im Buch von Michael Ende (1929-1995) den grauen Zeit-Dieben das Handwerk legen soll. Müde Menschen klagen über eine Art „Mini-Jetlag“ mit schlechtem Schlaf, Konzentrationsproblemen oder Schwankungen der Herzfrequenz. Weil die innere Uhr den Körper noch nicht komplett geweckt hat, soll es sogar mehr Autounfälle geben. Die anfangs laute Kritik aus der Landwirtschaft ist inzwischen leise geworden. Zwar müssen Melker früher aufstehen als sonst, aber der befürchtete Rückgang bei der Milchproduktion blieb aus. Die Bauern geben den Kühen für die Zeitumstellung im Euter einfach ein paar Tage Zeit.

Inzwischen gilt in weltweit mehr als 60 Ländern eine Sommerzeit. Seit 1996 stellen alle EU-Mitgliedsstaaten die Uhren zum gleichen Zeitpunkt am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder zurück. Noch im Jahr 2007 forderten „Dr. Guido Westerwelle und Fraktion“ im Deutschen Bundestag „Bürokratie abbauen - Zeitumstellung abschaffen und Sommerzeit permanent einführen“. Der FDP-Antrag fand keine Mehrheit, und die Uhren werden weiterhin vor- und zurückgestellt: in diesem Jahr, im nächsten und so weiter.



Text: FAZ.NET

Freitag, 27. März 2009

Steinbrück geht lieber essen....

Mehdorn, der Chef der deutschen Schnüffel-Bahn, soll gehen. Das denken und sagen immer mehr Menschen. Doch unser Finanzminister Steinbrück ging lieber mit seinem Kollegen aus Schweden tafeln, statt sich um die Dreistigkeit des Herrn Mehdorn zu scheren. Was will man auch erwarten von einem, der mit seinen Äußerungen in letzter Zeit Nachbarn verprellte, und alles andere als umsichtig war?

Der Bericht dazu ist hier:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/687/463298/text/


Bahn-Chef Mehdorn

Streckenweise dreist


Datenskandal bei der Deutschen Bahn: Wie viel wusste Konzernchef Hartmut Mehdorn davon, dass sein Unternehmen die Mails von Mitarbeitern ausspähen ließ?
Von Michael Bauchmüller und Klaus Ott


Der Aufsichtsrat der Bahn hatte gerade sein heikelstes Thema aufgerufen, da fuhr die Limousine von Peer Steinbrück (SPD) vor. In diesem Moment war auch dem letzten in der Konzernzentrale der Deutschen Bahn (DB) klar, dass die Lage ernst ist. Der Finanzminister findet sich nicht oft im Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin ein; wohl aber hat er einiges zu sagen: Dem Bund gehört die Bahn, Steinbrück vertritt gewissermaßen den Eigentümer. Die letzte Stunde von Bahnchef Hartmut Mehdorn schien gekommen zu sein.



Oben, im 21. Stock des Gebäudes, hörten sich die Aufsichtsräte gerade die neuesten Enthüllungen aus der Datenwelt des Staatskonzerns an. Nicht nur nach korrupten Mitarbeitern hatte das Unternehmen gesucht, sondern auch nach angeblichen Verrätern in den eigenen Reihen. Die Bahn hatte den E-Mail-Verkehr von Mitarbeitern jahrelang nach Kontakten zu Journalisten durchforstet, noch bis vor einem halben Jahr. Bis zu 150.000 E-Mails am Tag ließ sie auf bestimmte Schlagwörter und Adressen hin überprüfen. Der Datenskandal der Bahn hatte eine andere, eine neue Dimension erreicht.

Turbulente Sitzung

Steinbrück, so stellte sich später heraus, wollte aber gar nicht zu den Oberkontrolleuren, er wollte ins Dachrestaurant des Bahntowers: zum Mittagessen mit seinem schwedischen Kollegen. Und während die beiden über den Dächern Berlins nett tafelten, geriet ein paar Stockwerke weiter unten das Reich des Hartmut Mehdorn aus den Fugen. Nach einer hitzigen Sitzung, nach endlosen Besprechungen, kehrten die Arbeitnehmervertreter Mehdorn den Rücken, endgültig. "Herr Mehdorn muss den Hut nehmen", sagte Klaus-Dieter Hommel, Chef der Gewerkschaft GDBA.

"Geschockt" zeigte sich Transnet-Chef Alexander Kirchner. "Jetzt ist Schluss", sagte Claus Weselsky, Kopf der Lokführer-Gewerkschaft GDL. "Mehdorn muss gehen." Selbst wenn Steinbrück in den Aufsichtsrat gekommen wäre, so viel Wucht hätte er kaum erzeugen können. Die Uhr tickt jetzt gegen den Bahnchef - denn Arbeitnehmervertreter haben jede zweite Stimme im Aufsichtsrat. Sogar bei einigen dieser Aufsichtsräte soll die Bahn den E-Mail-Verkehr ausgeforscht haben. Außerdem sollen E-Mails der GDL von der Aktion erfasst worden seien. Gegen den Willen der Gewerkschaftsvertreter und der SPD-Politiker im Aufsichtsrat kann der Bahnchef kaum im Amt bleiben.

Seit Wochen ist Mehdorn in Bedrängnis: Weil er lange abgewiegelt hat, nichts von einer Affäre wissen wollte und weil die Spähaktionen erst nach und nach bekannt wurden. Und immer wieder hat sich der Bahnchef hingestellt und gesagt, davon nichts gewusst zu haben. Das war schon so, als sich im Januar und Februar herausgestellt hatte, dass die Privatadressen, Telefonnummern und Bankverbindungen nahezu der gesamten Belegschaft wiederholt mit den Daten von 80.000 Firmen abgeglichen worden waren. Die Bahn hatte möglichen Scheinfirmen auf die Spur kommen wollen, über die sich DB-Mitarbeiter womöglich selbst Aufträge zuschanzten, um so den eigenen Arbeitgeber auszunehmen. Doch auch Lokführer, Schaffner und andere Angestellte, die mit der Auftragsvergabe der Bahn nichts zu tun haben, waren erfasst worden. Mehdorn entschuldigte sich nach langem Zögern und schob die Schuld auf die Konzernrevision. Am Freitag teilte der Bahnvorstand dem Aufsichtsrat mit, von der Durchforstung der E-Mails erst am Donnerstag erfahren zu haben.

Entsetzte Gewerkschafter

Die Gewerkschaften registrieren das ungläubig. Weiß der Konzernchef wirklich nicht, was in seinem Betrieb geschieht? Oder will er es nicht wissen? Auskunft geben könnte Josef Bähr, der Leiter der Konzernrevision, der Mehdorn direkt zugeordnet ist. Doch einen Tag, ehe Bähr im Verkehrsausschuss des Bundestags über die Datenaffäre Auskunft geben sollte, ließ er sich von Mehdorn beurlauben und sagte dem Parlament ab. Alle Versuche der Abgeordneten, ihn doch noch vorzuladen, scheiterten. Die vom Aufsichtsrat der Bahn eingesetzten Sonderermittler, die den Skandal aufklären sollen, haben inzwischen ein erstes Mal mit Bähr reden können. Sonderlich ergiebig soll das aber nicht gewesen sein.

Wird Mehdorn gedeckt? Und was wird Alexander Hedderich aussagen, der Manager, der den Börsengang der Bahn vorbereiten sollte? Nach Erkenntnissen der Sonderermittler soll Hedderich die Ausspähung des E-Mail-Verkehrs angeordnet haben. Hedderich dementierte sofort. Das sei "Quatsch". Er räumte ein, von solchen Aktionen gewusst zu haben, betonte aber, nicht dafür verantwortlich gewesen zu sein. Hedderich ist Strategiechef des Konzerns, er gilt als rechte Hand Mehdorns, sollte dessen Lieblingsprojekt vorantreiben: den Börsengang, die Privatisierung des letzten großen Staatskonzerns Deutschlands. Eigentlich sollte dies die Karriere des Bahnchefs krönen. Doch die Finanzkrise vereitelte das Projekt. Stattdessen droht dem gebürtigen Berliner, der nach etlichen Stationen in der Industrie in seine Heimatstadt Berlin zurückgekommen war, nun ein unrühmlicher Abgang.

Mehdorn, die Kämpfernatur

Aber natürlich, so ist Mehdorns Natur, wird er kämpfen bis zum Schluss. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihn bislang gestützt, aber das dürfte ihr nun schwer fallen. Die Bahn hat ihre Mitarbeiter sogar nach Kontakten in den Bundestag ausgeforscht, nach E-Mails an einen Mitarbeiter des FDP-Abgeordneten Horst Friedrich, der Mehdorn besonders gern und heftig attackiert.

Am Freitag meldete sich in Berlin niemand mehr zu Wort, um Mehdorn zu verteidigen. Auch nicht der frühere Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der den Aufsichtsrat der Bahn leitet. Nach der Sitzung bebte Müller schier vor Erregung über das, was er gerade an neuen Erkenntnissen gehört hatte.

Dann flüchtete er wortlos in seinen Dienstwagen.

(SZ vom 28./29.03.2009/mel)


von der Leyen pervers - was Kompetenzen betrifft...


http://www.fixmbr.de/ursula-von-der-leyen-eine-faule-deutsche-mutter/


Ursula von der Leyen - Eine faule, deutsche Mutter

Uschi (warum Uschi? Klick) hat gerade einen neuen Familienbericht vorgestellt, der wunderbar in ihr Konzept passt. Grundaussage: Deutsche Mütter sind faul. Nun, wenn ich sehe, wie eine 7-fache Mutter, die noch Ministerin ist, und in jede Kamera, die ihr nahe kommt, Schwachsinn absondert ein Interview gibt, dann kann ich in diesem speziellen Fall zustimmen. Der Rest ist natürlich hanebüchener Unsinn. Uschi muss da dringend weg aus dem Familienressort, bevor gänzlich das Familienleben in Deutschland zerstört wird.

Uschi sieht sich und ihre Familie gerne als Vorzeigefamilie, das ist in meinen Augen nahezu pervers. Allein die Tatsache, dass sie immer wieder ihre Kinder vor die Kamera schleift, ist meiner Meinung nach ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Hier liegt augenscheinlich ein Missbrauch der Kinder vor - für die eigenen Interessen, passend:

Oh«, soll Ursula von der Leyen, damals noch Sozialministerin in Niedersachsen, einmal gesagt haben, als sie das Familienfoto einer Amtskollegin auf deren Schreibtisch bemerkte, »was für ein schönes Bild, das habe ich ja noch nie in der Zeitung gesehen!« ? »Und das werden Sie auch nie sehen«, lautete angeblich die ätzende Antwort der Kollegin. Quelle

Aber um diese Kleinigkeit soll es nicht gehen. Uschi sieht sich selbst ja als Vorbild-Mama, seht her, es geht, Karriere und Kinder, überhaupt kein Problem. Natürlich ist das kein Problem, wenn man aus reichem Elternhaus kommt, dann reich heiratet, dann kann ich sogar noch mehr Kinder zeugen - selbstverständlich ist das kein Problem. :D

Aber die ?Seht-her-es-geht-doch?-Botschaft der siebenfachen Mutter mit der Wirklichkeit gewordenen Märchenfamilie wirkt auf all jene wie ein rotes Tuch, die schon für ein einziges Kind ihren Lebensstandard herunterschrauben müssen, weil sie nicht aus einer Ministerpräsidentenfamilie stammen und von reichlichen Politikerbezügen Tagesmütter finanzieren können. Quelle

Allein diese Perversität - seht her, geht doch, weil Ihr, die dummen Bürger habt es ja bezahlt - rechtfertigt schon die Forderung nach einem Rücktritt. Aber das wird natürlich ein Wunschtraum bleiben, das deutsche Volk hängt gebannt an den Lippen der lieben Vorzeige-Mami.

Dann schauen wir uns mal ihre Pläne, ihre fachliche Kompetenz an.

Alle Führungsqualitäten - Belastbarkeit, Organisationsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft - werden überwiegend nicht im Beruf, sondern in der Familie und im Ehrenamt gelernt.

Ein einfacher Satz, so es scheint, in einem einfachen Interview. Nun, man sollte dabei bedenken, dass solche Interviews 20-mal gegengelesen werden, autorisiert werden, bevor sie veröffentlicht werden dürfen. Dieser Satz ist bestimmt nicht einfach so von ihr hingeworfen worden. Das lässt zwei Schlüsse zu: Zum einen denkt sie, dass Mütter und Väter bessere Menschen sind, als andere, was Rassismus nahe kommt. Zum anderen denkt sie evtl. darüber nach, ein Gesetz zu schaffen, welches bei gleichen fachlichen Voraussetzungen Familienväter /-mütter bevorzugt (siehe kpl. Interview, lese zwischen den Zeilen). Auch das hat meiner Meinung nach etwas von Rassismus. Was ist z. B. mit Elternpaaren, die keine Kinder bekommen können? Aber lassen wir das, das ist unnötiger Ballast.

Als nächstes wäre da natürlich die Zwangsverpflichtung der Väter für 2 Monate für ihre Kinder zu sorgen (als wenn Mütter und Väter, die arbeiten nicht für ihre Kinder sorgen würden). So einen hanebüchenden Blödsinn, so einen Schwachsinn habe ich seit Jahren nicht aus Berlin gehört. Es hört sich ja ganz nett an - kommen wir aber mal zur Realität: Im Regelfall ist es so, dass nach der Geburt die Mutter zu Hause ist, auch noch in Deutschland im Jahre 2006. Um dann volle staatliche Unterstützung zu erhalten, muss der Vater 2 Monate zu Hause bleiben. Was macht die Mutter in der Zeit? Geht sie dann mal eben für 2 Monate arbeiten, die Arbeitgeber werden sich bedanken - hey, ich komme ab nächsten Monaten mal für 2 Monate, Sie wissen doch Chef, das Uschi-Gesetz. Denn eines ist ja klar, auch in dieser Zeit will das Essen, die Miete, etc. bezahlt werden. Auch werden sich die Arbeitgeber bedanken, wenn der Herr des Hauses mal eben ankündigt, 2 Monate zu Hause bleiben zu wollen müssen. Na super Uschi, da hast Du echt nachgedacht. Das ist natürlich (im Normalfall) fernab jeglicher Realität. Hier geht es meiner Meinung nach darum, den deutschen Bürger eiskalt zu belügen. Offiziell kann man sagen, hey, Ihr bekommt 12 Monate Unterstützung, seht her, wir die Union, wir sind die guten mit unserer Vorzeige-Mami. Inoffiziell ist natürlich klar, dass nur 10 Monate gezahlt werden. Auch ein Grund für diese Dreistigkeit, die Uschi ihre Sachen packen zu lassen.

Nun hat sie auch gerade zu einem Bündnis geladen, ein Bündnis zur Wertevermitllung, zu dem sie die katholische und evangelische Kirche geladen hat. Weitere Teilnehmer? Fehlanzeige. Auch hier werden wieder anders denkende Menschen ausgegrenzt - Rassismus, siehe auch oben. Was ist mit den Juden, was ist mit den Muslimen, den Menschen, die einen anderen religiösen Glauben nachgehen, oder einfach Menschen, wie ich, die keinen religiösen Glauben nachgehen. Ich fühlte mich in dem Moment ausgegrenzt, nicht ernst genommen, andere Menchen wurden als besser angesehen, als ich. Kommen wir in dem Zusammenhang mal zu einem Zitat von unserer Uschi:

Die Kirchen und ihre Verbände sind nicht nur starke Partner mit einem dichten bundesweiten Netz an Betreuungs- und Bildungseinrichtungen. Sie verknüpfen auch in besonderer Weise soziale und moralische Ansprüche. Werte wie Respekt, Verlässlichkeit, Vertrauen und Aufrichtigkeit sind Leitplanken, die unseren Kindern helfen, ihren Weg ins Leben zu finden. Quelle

Schon klar. Wer kann mir schlüssig begründen, warum ausgerechnet die Kirchen ein Monopol auf die Weitergabe der Werte Respekt, Verlässlichkeit, Vertrauen und Aufrichtigkeit haben sollen? Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass nicht religiöse Menschen diese Werte eher vermitteln können, weil da kein Fanatismus, keine Verblendung hintersteckt. Mal im Ernst: Uschi merkt in ihrer Welt doch nichts mehr. Da muss dringend mal ein Therapeut her.

Ursula von der Leyen ist das typische Beispiel einer verzogenen Göre aus reichem Elternhaus, die noch nie etwas aushalten musste. Alles wurde ihr hinterhergetragen, in den Bobbes geschoben, und auch den richtigen Ehemann hat sie sich ausgesucht. Wie man diese Frau zur Bundesministerin machen konnte, ist mir ein Rätsel, aber gut, das fragt man sich bei unseren Volksdeppenvertretern öfter. Ihre eigene Erfahrung (die der Tagesmütter, die schönen Bezüge, die ihr der deutsche Stuerzahler hat zukommen lassen) projeziert sie nun auf das gesamte deutsche Volk. Dass sie damit mehr als verkehrt liegt, in vielen Sachen die braune Sosse überschwappt, ist der pure Wahnsinn, und man kann nur hoffen, das Angie dem bald Einhalt gebietet. Das wird aber nur ein Wunschtraum bleiben, so dass die familiäre Situation in unserem Land nicht verbessert wird - im Gegenteil, sie wird nochmal auf Jahre hinaus nachhaltig geschädigt..


Irgendwie wird das Schwierige zurechtgeregelt, der Rest wird abgetan...

...das ist mit der Krise so, und das ist auch mit grausigen Verbrechen, wie Amokläufen so. Das Leben derer, die am Leben sind, fordert seinen Tribut - und das zu Recht. Mehr als nur peinlich ist es allerdings, wenn Regierende und andere so tun, als hätten sie alle Weisheit der Welt gepachtet - und das was sie veranlassen in Schock und Eile, sei deren letzter Schluss.

Sie wissen genau so viel darüber, was andere Menschen bewegt, wie ich - nämlich nichts. Aber nur einer spricht es offen aus:

http://www.faz.net/s/Rub8D05117E1AC946F5BB438374CCC294CC/Doc~EE7198B031C5242A392C9D1C74D7BE01C~ATpl~
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Porträt: Rudolf Egg

„Es wird nicht alles nur schlimmer“

Von Ewald Hetrodt, Wiesbaden

Einer der am häufigsten gefragten Kriminologen Deutschlands: Rudolf Egg

Einer der am häufigsten gefragten Kriminologen Deutschlands: Rudolf Egg

27. März 2009 Die Rücken der Leitz-Ordner deuten auf eine unappetitliche Materie hin. „Kannibalismus“ steht auf einem, „Sexuelle Ausbeutung von Kindern“ und „Amok“ auf anderen. Das ist die Welt des Rudolf Egg. In seinem Büro blickt er unentwegt in die Abgründe der menschlichen Natur. Verzweifelt ist er daran aber offenkundig nicht – wer grausame Mörder als „Monster“ bezeichnet, wird von ihm jedenfalls prompt zurechtgewiesen.

Der Direktor der Kriminologischen Zentralstelle von Bund und Ländern ist dafür verantwortlich, dass Politiker, Behördenleiter und Praktiker der deutschen Justiz mit anwendbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen versorgt werden. Wenn beispielsweise neue Strafrahmen für unterschiedliche Vergehen festgelegt werden, kann Egg mit Studien dienen, in denen die abschreckende Wirkung einzelner Sanktionen empirisch untersucht wird. Aber auch immer mehr Zeitungsleser und Fernsehzuschauer profitieren von seinem Wissen, denn spätestens seit den Amokläufen von Erfurt, Emsdetten und Winnenden zählt der Sechzigjährige zu den am häufigsten gefragten Kriminologen Deutschlands.

Über die Sozialtherapie von Straftätern habilitiert

„Ich habe das selbst sogar ein bisschen forciert“, bekennt Egg. Als er 1997 Direktor geworden sei, hätten Bund und Länder gerade eine kritische Diskussion über die Existenzberechtigung seines Hauses abgeschlossen. Und so habe er beschlossen, die Leistungen der Zentralstelle bei jeder Gelegenheit öffentlich zu dokumentieren.

Gegründet wurde sie 1986. Im Ringen um den Sitz konnte Wiesbaden als Standort des Bundeskriminalamts mit einem guten Argument aufwarten. Heute haben in dem sichtlich in die Jahre gekommenen Gründerzeithaus an der vornehmen Viktoriastraße neun Angestellte einen festen Arbeitsplatz. Studentische Hilfskräfte und weitere Mitarbeiter mit befristeten Verträgen kommen hinzu, wenn für besondere Projekte Drittmittel fließen. Die Finanzminister behandeln die Einrichtung, in der ihre Regierungen alle nur ein wenig mitzureden haben, mit Strenge: Sie haben Kürzungen des Etats beschlossen.

Der Weg des gebürtigen Nürnbergers Egg an die Spitze des Hauses weist nur eine Kurve auf: Er hat in Erlangen Psychologie studiert und sich in seiner Diplomarbeit mit dem Kurzzeitgedächtnis auseinandergesetzt. In Kontakt mit dem Thema Kriminalität kam er erst, als er im Auftrag eines Professors Häftlinge einer therapeutischen Anstalt interviewte. „Da hat mich die ganz eigene Welt des Gefängnisses gepackt.“ Sowohl in seiner Doktorarbeit als auch in der Habilitation setzte Egg sich dann mit der Sozialtherapie von Straftätern auseinander.

Für die in der juristischen Fakultät angesiedelte Disziplin der Kriminologie hat er eine eigene Definition. „Der Stoff ist das Strafrecht, die Methoden entstammen den Sozialwissenschaften.“ An der Universität in Erlangen hält Egg inzwischen regelmäßig Hauptseminare ab. Während die „außerplanmäßige“ Professur ihm nur den stolzen Titel einbringt, wird seine Nebentätigkeit als Gutachter für Gerichte und Gefängnisse vergütet. Die dazu neben dem Aktenstudium erforderlichen Gespräche mit den Gefangenen sind für den Vater von zwei erwachsenen Kindern mehr als eine unangenehme Pflichtübung. Damit verbinde sich kein Lustgewinn, sondern das Interesse des Psychologen, erklärt Egg. Er will herausfinden, mit welchen Mitteln man dem Gescheiterten „wieder auf den Weg helfen“ kann.

Sexual- und Gewaltverbrecher als Klientel

Dabei ist er auf sehr tragische Lebensläufe gestoßen: „Die Täter sind oft auch Opfer gewesen.“ Dass diese Position nicht unumstritten ist, weiß Egg. Aber die Kritiker, die etwa die eigene „schwere Kindheit“ ins Feld führten, hätten in vielen Fällen keine Vorstellung davon, wie schlimm die Erfahrungen seien, die manche Täter in ihrer Jugend gemacht hätten.

Egg erstellt Prognosegutachten, in denen er sich dazu äußert, ob Gefangenen Hafterleichterungen zugebilligt oder sie gar vorzeitig entlassen werden können. Sexualverbrecher und Gewaltstraftäter sind seine Klientel: „Mir geben sie nur die komplizierten Fälle.“ Dabei sei es ihm bisher aber nicht passiert, dass beispielsweise ein Mörder auf seinen Rat hin entlassen und anschließend rückfällig geworden wäre.

Seinen politischen Standpunkt umschreibt Egg mit einem historischen Rückgriff: Von dem politischen Aufbruch der 1969 gebildeten sozialliberalen Koalition sei er als Student sehr angetan gewesen. Aber inzwischen seien ja auch schon wieder drei Jahrzehnte vergangen. Wer sein halbes Leben lang mit Politikern der unterschiedlichsten Couleur zu tun hat, äußert sich, wenn es darauf ankommt, mit besonderer Umsicht. Der Franke glaubt einerseits, dass er sich die Straftäter, um deren Zukunft es gehe, mit zunehmendem Alter kritischer anschaut. Andererseits bemüht er sich, positiv zu denken. „Ich will mir meinen Optimismus nicht nehmen lassen. Man braucht ja auch die Lichtblicke.“

Aufmunternd können auch die Statistiken wirken, die in der Kriminologischen Zentralstelle jederzeit in Massen abrufbar sind. Mit ihnen kann Egg zum Beispiel belegen, dass die Zahl der Mordfälle in den zurückliegenden drei Jahrzehnten deutlich zurückgegangen ist. Auch schwere Sexualverbrechen kämen heute bei weitem nicht so oft vor wie etwa in den siebziger Jahren, weiß er: „Es wird nicht alles nur schlimmer.“

Das Phänomen der Amokläufe nimmt Egg von dieser Sichtweise allerdings aus. Die Tragödien von Erfurt, Emsdetten und Winnenden betrachtet er als gefährliche Serie, die Trittbrettfahrer, schlimmstenfalls sogar Nachahmungstäter auf den Plan rufe. Er warnt aber vor übereilten gesetzgeberischen Reaktionen. Denn für die Tat selbst hätten die Fachleute bisher kaum eine Erklärung. „Wir wissen nicht wirklich, warum ein Siebzehnjähriger so etwas tut.“



Text: F.A.Z.

Montag, 23. März 2009

bedröhnte Politiker

http://ad-sinistram.blogspot.com/2009/03/die-spd-ist-high.html


Die SPD ist high

Montag, 23. März 2009

So titelt heute der Stern in seiner Online-Ausgabe. Und man möchte ihm zurufen: Nicht nur die SPD! Auch deine Journalisten! Und wie! Die sind mal so richtig benebelt, vollkommen breit. Wie anders soll man es auch auslegen, wenn sich ein Journalist einen Partei-Aufschwung aus den Fingern saugt, den bis dato niemand, wirklich niemand, wahrscheinlich auch kein halbwegs fanatisierter Sozialdemokrat, bemerkt hat? Was Sebastian Christ - so der Name des Benebelten - zusammentrug, um den Leser über Entwicklungen zu informieren, die er exklusiv im Stern - und nur dort! - nachlesen kann, ist ein derart verqueres Aneinanderreihen von Banalitäten, dass es kaum der Rede wert wäre. Aber reden wir dennoch darüber.

Er versteift sich, so könnte man es deuten, auf Hubertus Heils Mimik, die irgendwie wie die Mimik eines Gewinners aussehen soll, weil man sich in der SPD ja für eine finanzielle Unterstützung von Opel ausspricht. Aus irgendeinem Grunde kommt Christ damit auf die Idee, die Sozialdemokratie hätte damit Profil erhalten, weil sie mal wieder so tut, als sei sie der Anwalt des kleinen Mannes, zumindest aber der Anwalt des Opelaners. Und nach der schlimmsten SPD-Krise seit langem, die sich am Namen Kurt Beck festmacht, würde Heil nun Selbstvertrauen ausstrahlen. Verstanden? Nein? Macht nichts, muß man wahrscheinlich auch nicht. Denn um ehrlich zu sein, der gesamte Text des Benebelten gibt wenig Sinn, er ist nicht schlüssig und wirkt zusammengeschustert, als hätte der Autor in verschiedenen Texten zur SPD gefischt, um sich einen neuen Text zusammenzustellen - Artikel Marke Baukastensystem. Mittendrin fällt ihm aber dann doch noch ein, dass die highe SPD bei der Sonntagsfrage keinen Boden gutgemacht hat - braucht sie auch nicht, denn Hubertus Heil wirkt so selbstbewußt und stark, wer braucht da schon Wahlumfragen?

Sebastian Christ ist kein bekannter Name innerhalb seines Berufstandes. Es wundert einen ob dieser Qualität an Nicht-Qualität auch nicht. Was er aber verdeutlicht ist die allgemeine Qualität des deutschen Journalismus, treffender ausgedrückt: die fehlende Qualität. Es wird wie wild darauf losgeschrieben, ohne Inspiration, ohne Ideen. Die groteskesten Einfälle werden zu Leitartikeln aufgebauscht, irre Deutungen, analysiert von Wolkenkuckucksheim aus, biegen sich eine Welt zurecht, die eigentlich kaum ein Leser jemals so wahrgenommen hat. High sind vorallem die Journalisten, die einen solchen Stoff ersinnen - ein ganzer Berufsstand auf Drogen?

Was für ein Mangel an Qualität! Da fürchten sich Menschen um ihre Zukunft, haben Angst bald Bestandteil jener Armenverwaltung zu werden, die eben jene Sozialdemokratie mit Hilfe der grünen Vasallen, installiert hat; da bangen viele, viele Menschen ob ihre Lebenspläne, sorgen sich um ihre Kinder, die in eine immer kältere Welt hineingeboren werden; glauben nicht mehr an Gerechtigkeit, weil plötzlich Milliardensummen für Banken und Unternehmen da sind, während vorher keine Millionen für Soziales in der Kasse zu sein schienen; Menschen sorgen sich um die Demokratie, weil elitäre Zirkel das Wahlrecht für Rentner oder Arbeitslose abschaffen wollen und dergleichen faschistoides Antidemokratentum mehr; und nicht wenige sehen in der Wirtschaftskrise, verbunden mit der deutschen Geltungssucht in der Welt einen neuen Antrieb zu ganz neuen großen Plänen - aber was macht der deutsche Journalismus? Er schwelgt in Nebensächlichkeiten, betreibt qualitativ minderwertige Parteienwerbung, die noch nicht einmal einen Hauch von Realität besitzt. Er tut so, als sei zwischen der Union und der Sozialdemokratie ein nennenswerter Unterschied feststellbar, den man unbedingt den Leser ans Herz schreiben will.

Die SPD ist high? Kann sein, der Genosse Heil muß ja irgendein Motiv für seine Überheblichkeit haben. Aber mit der SPD sind wahrscheinlich sämtliche Journalisten bekifft. Ja, sehen wir der Tatsache doch ins Gesicht: Unsere Eliten sind immer noch, selbst jetzt in Zeiten der von ihnen erwirkten Krise, bis in die Haarspitzen hinein mit Räuschen erfüllt. Sie schweben immer noch da oben, alle zusammen, Politik, Wirtschaft und Presse Hand in Hand, und schreiben und phantasieren sich eine Welt zusammen, die es wahrscheinlich so nie gab. Unsere Eliten sind high, komplett stoned, vielleicht für diese, für unsere, für die Welt der kleinen Leute, gar nicht mehr reanimierbar. Eine Zwangstherapie hätten diese Herrschaften schon lange nötig...

Ein kleinerer Fall von Bankster

Leider, wie im Kleineren so im ganz Grossen genauso.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/53/462667/text/


Prozess in Berlin

Banker plündert Kundenkonto

Er beklaute seinen eigenen Kunden: Ein Berliner Banker hat sich fast fünf Jahre lang am Konto eines Landwirts bedient. Dafür muss er nun ins Gefängnis.


Um fast 500.000 Euro hat ein Banker einen Landwirt betrogen - mittels dessen EC-Karte. (Foto: AP)

Ein Banker, der einen betuchten Landwirt um fast 500.000 Euro geprellt hatte, ist vom Berliner Landgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Vermögensberater hatte sich fast fünf Jahre unbemerkt vom Konto des Bauern bedient.

Mit dessen EC-Karte und PIN-Nummer hatte der 55-Jährige an Automaten mehr als 500 Mal Beträge bis zu 1000 Euro abgehoben. Der Fall flog im Jahr 2008 auf, als die Bank wegen gestiegenen Missbrauchs von EC-Karten ein verfeinertes Kontrollsystem einführte.

Der Banker wurde fristlos entlassen. Er unterschrieb ein Schuldanerkenntnis. Den Schaden trägt zunächst die Bank.

Als Motiv für den Beginn der Serie hatte der geschiedene Vater von drei Kindern finanzielle Engpässe genannt. Für Unterhalt und Hypotheken sei fast sein gesamtes Einkommen verbraucht worden. Außerdem habe er seinerzeit seine jetzige Frau kennengelernt, die kurz darauf arbeitslos geworden sei.

Den Landwirt hatte der frühere Mitarbeiter der Deutschen Bank seit 1994 betreut. Durch einen Grundstücksverkauf sei der Klient zu sehr viel Geld gekommen. Der Bauer habe darauf bestanden, dass ihm alle Unterlagen nach Hause gebracht werden. Bei einem dieser Treffen habe er die EC-Karte in seinem Aktenkoffer übersehen, sagte der Bankkaufmann. Der Kunde habe die Unterlagen nie kontrolliert - und auch keinen Verdacht geschöpft.

Der Angeklagte habe das blinde Vertrauen seines Kunden ausgenutzt und ein ideales Opfer gefunden, stellte das Gericht fest. Nach Überzeugung der Strafkammer diente das Geld aber auch zur Steigerung des Lebensstandards. Den Schaden wird der 55-Jährige nie komplett ausgleichen. Zur Zeit hält sich der Mann mit Mini-Jobs über Wasser.

(dpa/hai/woja)